Die Bedeutung von Barrierefreiheit in Computerspielen
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Die Bedeutung von Barrierefreiheit in Computerspielen

Die Videospielindustrie ist in ihrem Angebot längst weit über den leicht zu erreichenden Gewinneffekt von Tetris und Co. hinausgewachsen. Ausgeklügelte virtuelle Welten ermöglichen es, die Realität für einige Stunden hinter sich zu lassen und als Teil einer Gruppe über räumliche Distanzen hinweg verbunden zu bleiben.

Damit steigen allerdings auch die Leistungsanforderungen an die Nutzer. Viele Fähigkeiten werden gleichzeitig gefordert. Menschen mit einzelnen Einschränkungen werden schnell ausgeschlossen. Das muss und darf nicht sein. Unter dem Motto „Barrierefreies Gaming“ haben es sich inzwischen zahlreiche Anbieter zum Ziel gesetzt, möglichst viele Menschen mitzunehmen – doch wie gelingt dies in der Praxis?

Was bedeutet barrierefreies Spielen?

Barrierefreie Videospiele sind Spiele, die so gestaltet sind, dass sie von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen gespielt werden können. Das kann bedeuten, dass ein Videospiel über verschiedene Schwierigkeitsgrade verfügt, Untertitel für Hörgeschädigte anbietet, Farbenblindheit berücksichtigt oder Steuerungsmöglichkeiten für Menschen mit motorischen Einschränkungen bereitstellt.

Es kann aber auch beinhalten, ein gewisses Maß an Zugänglichkeit für alle Bevölkerungsgruppen zu wahren. Hier kommen u. a. kostenfreie Angebote und Versionen für unterschiedliche Medien zum Tragen. Auch äußere Bedingungen können berücksichtigt werden. Spracheinstellungen und Helligkeitsstufen dienen beispielsweise diesem Aspekt.

Insgesamt soll möglichst vielen Spielern ermöglicht werden, in virtuelle Welten einzutauchen und damit an der allgemeinen Lebenswirklichkeit teilzuhaben – unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten oder Einschränkungen. Barrierefreie Spiele fördern die Inklusion und ermöglichen es breiten Bevölkerungskreisen, von den positiven Effekten des Spielens zu profitieren.

Von Barrierefreiheit profitieren alle

Die Vorteile für Menschen mit Einschränkungen liegen auf der Hand: Sie können sich im virtuellen Raum wie alle anderen auch entfalten und erlangen dort zum Teil sogar größere Freiheiten, als es ihnen im realen Raum je möglich wäre. So eröffnen sich ihnen Interaktionsangebote, soziale Vorteile und Lernräume. Dies muss nicht nur für körper- oder sinnesbehinderte Menschen gelten, auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen können durch gezielte Angebote erreicht werden.

Neben Angeboten in leichter Sprache und einstellbaren Anspruchsniveaus sind in diesem Zusammenhang auch Möglichkeiten der Kostenkontrolle von Interesse. Kontroll-Apps und Angebote wie die Paysafe-Card für Online Casinos vereinfachen es Menschen mit geringem finanziellen Verständnis und ihren Betreuungspersonen, kostenpflichtige Spiele oder Casino-Angebote zu nutzen, ohne sich dabei finanziell zu übernehmen. Ein Angebot im Übrigen, das jedem von der Spielleidenschaft getriebenen Gamer helfen kann, seine Ausgaben unter Kontrolle zu halten.

Nicht zuletzt profitieren aber auch die Anbieter selbst von angepassten Angeboten. Für sie sind Menschen mit Einschränkungen eine interessante Zielgruppe, schließlich verlagern sie mitunter einen großen Teil ihrer Erlebniswelt in den virtuellen Raum. Ein Aspekt, der auch marktwirtschaftlich interessant sein kann. 7,6 Millionen der insgesamt 45 Millionen Spieler in Deutschland bezeichnen sich selbst als in irgendeiner Form eingeschränkt. Eine nicht zu unterschätzende Gruppengröße.

Für wen sind welche Erleichterungen denkbar?

Die Umsetzung notwendiger Angebote bleibt jedoch weit hinter den Möglichkeiten zurück. Nach wie vor müssen viele Spielerinnen und Spieler im Verlauf ihres Lieblingsspiels irgendwann passen, weil Steuerungsoptionen nicht zu Ende gedacht sind oder ihnen wesentliche Informationen nicht über den gesamten Spielverlauf zugänglich sind.

Dabei müssen Anpassungen oft gar nicht kompliziert sein, wie die folgenden bisher umgesetzten Beispiele zeigen.

Anpassungen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen

Barrierefreie Spiele bieten alternative Steuerungsmöglichkeiten, wie die Verwendung von Tastatur und Maus oder speziellen Controllern, die es Menschen mit motorischen Einschränkungen ermöglichen, das Spiel zu spielen. Dabei spielt die einhändige Steuerung eine große Rolle. Aber auch Sprachsteuerung oder Ein-Punkt-Module finden immer mehr Beachtung.

Anpassungen für Sehbehinderte

Barrierefreie Spiele können über Funktionen verfügen, die es blinden oder sehbehinderten Spielern ermöglichen, das Spiel ohne Unterbrechung oder externe Hilfe zu erleben, z. B. durch Audio-Description, Sprachausgabe oder kontrastreiche Farbgestaltung. Leichte Einschränkungen können bereits durch die Wahl deutlicher Schriften und großer Symbole ausgeglichen werden.

Anpassungen für Hörgeschädigte

Untertitel und visuelle Hinweise sind wichtige Elemente für barrierefreie Spiele, da sie es Hörgeschädigten ermöglichen, Dialoge und wichtige Audioinformationen zu verstehen. Neben Untertiteln können auch Gebärden ergänzt werden. Wichtige Audioereignisse und deren Ausrichtung sollten entsprechend gekennzeichnet sein. (z. B. Bildblinken statt Klingeln)

Anpassungen für Menschen mit kognitiven oder Lernbeeinträchtigungen

Barrierefreie Spiele werden mit klaren Anweisungen, einfachen Benutzeroberflächen und Hilfen ausgestattet, die es Menschen mit kognitiven Einschränkungen ermöglichen, das Spiel zeitgerecht zu verstehen. Anpassbare Schwierigkeitsgrade werden dem jeweiligen Wahrnehmungsniveau gerecht. Leichte Sprache und reduzierte Textmengen sind auch für Legastheniker zugänglich.

Chancengleichheit – Gerechtigkeit dank Fairness

Für den informierten Nutzer kaum nachvollziehbar, sorgt die Floskel „Erleichterung durch Barrierefreiheit“ bei einigen Spielern allerdings auch für Unmut. Nichtbetroffene wähnen sich mitunter im Nachteil, da sie sich aus ihrer Perspektive heraus übergangen fühlen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass gerechte Spielbedingungen nicht durch dieselben Ausgangsbedingungen erreicht werden.

Gerechtigkeit in einem fairen Spiel bedeutet Chancengleichheit und die erreichen unterschiedliche Menschen nur, wenn sie die Möglichkeiten haben, trotz ihrer Defizite auf demselben Niveau anzutreten. Hier setzt Barrierefreiheit an. Ein triftiger Grund, auf zukünftige Entwicklungen zu hoffen und gezielt Aufklärungsarbeit zu betreiben. Ein faires Miteinander beginnt im Alltag und das Spielen gehört auf jeden Fall dazu.