Review | Mortal Kombat 1
Wenn ein legendäres Franchise wie Mortal Kombat schon seit über 30 Jahren existiert, gehen einem als Schöpfer der Serie irgendwann die Ideen aus. Ein Schritt, den viele Entwickler in solchen Momenten unternehmen, ist ein Reboot.
Das kann sehr gut gelingen, aber es gibt auch einige Beispiele, die nicht so gut gelaufen sind. NetherRealm ist zwar für seine fantastische Erzählweise in Kampfspielen bekannt, aber in den letzten Jahren haben sie auch das Gameplay von Mortal Kombat auf den Prüfstand gestellt. Mortal Kombat 11 ist seit einigen Jahren ein fester Bestandteil in diesem Haushalt, und das nötige Blut ist bereits auf der PlayStation vergossen worden. Ob Mortal Kombat 1 sofort den Platz von Mortal Kombat 11 einnehmen wird, erfährst du in diesem Test.
Zurück zum Anfang
Wenn du in den letzten Jahren irgendwelche Superheldenfilme oder Rick & Morty gesehen hast, bist du wahrscheinlich mit alternativen Zeitlinien vertraut. In dieser Hinsicht ist die Geschichte von Mortal Kombat 1 zweierlei: ein Reboot, aber auch eine Fortsetzung. Das Spiel beginnt mit einem jungen Raiden und einem jungen Kung Lao, die beide auf dem Feld arbeiten, aber auch Kampfsport betreiben. Liu Kang sucht derweil die besten Kämpfer von Earthrealm, die im Mortal Kombat-Turnier gegen die Kämpfer von Outworld antreten sollen. Nach einem Test ihrer Fähigkeiten werden Raiden und Kung Lao von Liu Kang rekrutiert.
Diese beiden sind natürlich nicht genug, und so kommen auch die jungen Versionen von Johnny Cage und Kenshi ins Spiel. Ohne zu viel zu verraten, nimmt die Handlung schließlich eine Wendung, so dass sich Gegenwart und Vergangenheit zu überschneiden beginnen, was der Geschichte die nötige Tiefe verleiht und für die nötigen Wendungen und Überraschungen sorgt. Alles in allem ist die Geschichte wieder sehr gut gelungen.
Immer wieder gewöhnungsbedürftig
Wenn man in Mortal Kombat 1 zum ersten Mal zu kämpfen beginnt, ist es ziemlich gewöhnungsbedürftig, wenn man noch Mortal Kombat 11 gewohnt ist. Das liegt daran, dass Mortal Kombat 1 ein bisschen langsamer spielt. In gewisser Weise kehrt das Spiel dadurch auch zu seinen Wurzeln zurück und vereinfacht das Gameplay. Während man in Mortal Kombat 11 mit Button-Mashing nicht sehr weit kommen konnte, kommt man in Mortal Kombat 1 ziemlich weit. Wenn du gegen andere Spieler antrittst, ist es jedoch ratsam, die Kombos deines Lieblingscharakters zu lernen. Vor allem mit der Rückkehr der Luftkombos, die nicht nur sehr cool aussehen, sondern auch für einen großen Schadensschub sorgen. Wenn du online spielst, brauchst du dir übrigens keine Sorgen zu machen, da Mortal Kombat 1 einen Rollback-Netcode verwendet und die Leistung in Ordnung ist.
Der Roster, mit dem Mortal Kombat 1 an den Start geht, ist mit seinen 22 Kämpfern unserer Meinung nach ein wenig begrenzt. Das ist wiederum weniger als die 25, die Mortal Kombat 11 bietet. Der Roster an sich ist aber nett, mit vielen bekannten Charakteren aus den älteren Teilen, die zurückkehren: Reptile, Smoke, Nitara und ein paar andere sind dabei, um etwas dringend benötigtes Blut zu vergießen. Charaktere wie Kano und Sonya Blade sind nicht spielbar, während sie es im allerersten Mortal Kombat waren. In dieser Hinsicht fühlt sich das Roster ein wenig unvollständig an. In diesem Reboot sind die X-Ray-Attacken glücklicherweise auch vorhanden und es gibt für jeden spielbaren Charakter zwei Fatalities zu lernen. Jeder Charakter hat sein eigenes Moveset und einzigartige Angriffe, genau wie der Kameo.
Anstatt den Hauptkader von Kopf bis Fuß zu füllen, hat sich NetherRealm entschieden, in Mortal Kombat 1 sogenannte Kameos einzuführen. Dabei handelt es sich um eine Art zweiten Kämpfer, den man hinter sich hat und während der Kämpfe um Hilfe bitten kann. Ein solches Tag-Prinzip ist nett, aber es schmerzt, dass bekannte Charaktere wie Kano und Sonya Blade, die wir bereits erwähnt haben, in den Hintergrund gedrängt werden. Wir hätten uns sehr gewünscht, auch mit ihnen spielen zu können. Wie dem auch sei, mit den Kameo-Charakteren kann man einen Standardwurf ein wenig stärker machen, eine Luftkombo ein wenig auffälliger, und sie haben auch ihre eigenen Fatalities. Auch wenn sie nicht spielbar sind, bieten sie doch eine ganze Reihe von Möglichkeiten, und es macht Spaß, zu experimentieren und herauszufinden, welcher Kameo am besten zu deinem Lieblingscharakter passt.
Das Geld muss rollen
Natürlich gibt es in Mortal Kombat 1 auch einen Shop, in dem du alle möglichen kosmetischen Gegenstände wie Kostüme, neue Farben für Outfits und Spottnamen kaufen kannst. Du kaufst sie mit Drachenkristallen, der Premiumwährung des Spiels, oder schaltest sie im Story- oder Invasionsmodus frei, zu dem wir gleich noch mehr sagen werden. Im Ingame-Store findest du auch saisonale Gegenstände, die dein FOMO ausnutzen sollten, da sie sonst nicht erhältlich sind. Außerdem gibt es in Mortal Kombat 1 wieder die umstrittenen Easy Fatalities. Du hast keine Lust, die Fatalities der verschiedenen Charaktere zu lernen? Für eine kleine Menge Drachenkristalle kannst du sie auch einfach durch das Drücken von nur zwei Tasten aktivieren. Übrigens kann man viele Gegenstände auch im Schrein erhalten, wofür man Koins benötigt. Diese erhältst du, indem du alles Mögliche im Spiel tust, z.B. einfach kämpfen, die Geschichte fortsetzen oder bestimmte Aufgaben im Trainingsmodus erledigen.
Neben Drachenkristallen und Koins gibt es auch Krowns. Krowns wiederum werden nur im Invasionsmodus verdient und können im selben Modus für vorübergehende Vorteile im nächsten Kampf ausgegeben werden. Als ob das noch nicht genug wäre, gibt es auch noch saisonale Kredits, die nur in der aktuellen Saison ausgegeben werden können. Mit diesen Kredits könnt ihr auch saisonale kosmetische Gegenstände kaufen, aber ihr müsst ziemlich lange sparen, bevor ihr etwas kaufen könnt. Damit soll der Spieler dazu animiert werden, trotzdem Drachenkristalle zu kaufen. Bei insgesamt vier verschiedenen Währungen, von denen zum Glück nur eine „Premium“ ist, ist es manchmal ziemlich rätselhaft, was man nun braucht, um etwas zu kaufen oder freizuschalten – außerdem ist es Overkill.
Der bereits erwähnte Invasionsmodus ist übrigens der Ersatz für die Krypta. Darin bewegt man sich auf einer Art Spielbrett, auf dem man verschiedenen Aktivitäten begegnet. Dazu gehören zum Beispiel Kämpfe, aber auch „Test Your Might“-Herausforderungen, die eigentlich nur glorifizierte Quick-Time-Events sind. Der Invasionsmodus wird saisonal angeboten und ändert sich daher im Laufe der Zeit. In einer anderen Saison wird man also andere Gegenstände erhalten können als jetzt, was Mortal Kombat 1 einen zusätzlichen Grund gibt, zurückzukehren. Die Zeit, die wir in diesem Modus verbracht haben, war recht unterhaltsam, kam aber nicht ganz an Krypt heran, was uns betrifft. Tatsächlich fühlt sich Invasion aufgrund seiner schlichten Präsenz ein wenig wie etwas an, das man lieber auf einem Telefon spielen würde, während Krypt um ein Vielfaches interaktiver war. Der Invasionsmodus ist nicht unbedingt schlecht, aber er wird viel schneller langweilig als die Krypta.
Nicht spektakulär
Auf der PlayStation 5 läuft Mortal Kombat 1 mit flüssigen 60 Bildern pro Sekunde in 4K-Auflösung, das ist das Mindeste, was man von einem Kampfspiel erwarten kann. Alle Zwischensequenzen und dergleichen laufen mit 30fps. Normalerweise finden wir das kein Problem, aber der Übergang, wenn man aus einem Film in einen Kampf einsteigt, ist ein bisschen unglücklich. Der „Chat vor dem Kampf“, den die Kämpfer in der Arena miteinander führen, läuft mit 30fps, nur um dann plötzlich auf 60fps umzuschalten. Das ist deutlich sichtbar und fühlt sich etwas seltsam an, zumal wir uns fragen, ob diese Einschränkung wirklich notwendig war. Schließlich hat das Spiel nicht gerade eine revolutionäre Grafik.
Mortal Kombat 1 sieht zwar gut aus, aber es ist nichts Bahnbrechendes. Die Charaktere und ihre Gesichtsausdrücke sehen einfach wieder gut aus, ebenso wie die Umgebungen, in denen man kämpfen muss. In einigen Arenen kann man auch sehen, was im Hintergrund passiert, was zur Immersion beiträgt. Schön anzusehen, aber wir sind der Meinung, dass man das auf der PlayStation 4 mit ein paar Versuchen und Fehlern hätte erreichen können. Da das Spiel nur auf der PlayStation 5 und der Xbox Series X|S erscheint und nicht auf Systemen der letzten Generation, haben wir mehr von der Grafik erwartet. Andererseits hätten wir es angesichts der Existenz der Nintendo Switch-Version auch wissen können.
Abgeschwächt
Zu den Musik- und Soundeffekten von Mortal Kombat 1 haben wir wenig zu sagen. Die Musik gibt wieder den richtigen Ton an, und bei den Soundeffekten hört man die üblichen Knochen brechen und Blut auf den Boden spritzen. Die Sprachausgabe hingegen ist dieses Mal nicht so gut. Tatsächlich klingen viele der Charaktere etwas desinteressiert, selbst im Story-Modus. Einige Synchronsprecher kehren aus Mortal Kombat 11 zurück, aber viele der neuen Sprecher müssen eindeutig noch einiges lernen, wenn es darum geht, einen Charakter mit Überzeugung darzustellen. Der Tiefpunkt ist Megan Fox als Nitara. In einem durchschnittlichen Pornofilm gibt es sogar bessere Darsteller als das, was Frau Fox hier schafft.
- Gespielt auf: PlayStation 5.
- Auch verfügbar auf: Xbox Series X|S, Nintendo Switch, PC.
Unser Fazit
Im Kern ist Mortal Kombat 1 ein gutes Kampfspiel, das sich aber unserer Meinung nach nicht von seinem Vorgänger abhebt. Wenn man von Mortal Kombat 11 Ultimate kommt und mit Mortal Kombat 1 anfängt, fühlt sich das wie ein netter Downgrade an. Die Geschichte ist interessant, wird aber durch die mittelmäßige Sprachausgabe etwas getrübt. Das Gameplay ist etwas langsamer, aber flüssig und die Kameos verleihen dem Ganzen etwas mehr Tiefe. Die brandneuen Invasionen machen an sich schon Spaß, aber die Krypta ist unserer Meinung nach ein bisschen besser aufgebaut. Schließlich ist die Leistung gut, aber die Entscheidungen, die in Bezug auf die Bildrate getroffen wurden, sind etwas fragwürdig, wenn man bedenkt, dass Mortal Kombat 1 nicht gerade wie ein Spiel aussieht, das nur auf Current-Gen-Konsolen möglich ist. Mortal Kombat 1 ist sicherlich kein schlechtes Spiel, aber es macht alles ein bisschen weniger gut als sein Vorgänger.
Plus
Die Geschichte ist gut aufgebaut
Die Kameo-Kämpfer bringen Tiefe
Gameplay und Performance sind flüssig
Invasionen machen Spaß
Schöne Auswahl an Charakteren
Minus
…aber etwas begrenzt
Sprachausgabe
Ein Übermaß an Währungen